[Aktualisiert am 11.09.2024] Mittelständische Unternehmen erkennen aufgrund der sich schnell verändernden Rahmenbedingungen, dass sie zyklisch-agile Changeprozesse als fester Bestandteil in der Unternehmensführung verankern müssen. In Zeiten hoher Dynamik benötigt es dazu adaptiver und selbstregulierender Frameworks, um
- die Selbstorganisation zu fördern,
- an der Umsetzung strategischer Ziele zu arbeiten,
- die Brücke zwischen langfristigen Zielen und dem operativen Tagesgeschäft zu schlagen und
- beteiligte Mitarbeiter*innen selbstverpflichtend einzubinden.
Agierende Unternehmen sind erfolgreicher, wenn sie die Fähigkeiten der Mitarbeitenden besser nutzen.
Bei der immensen Geschwindigkeit der Digitalisierung und einer schwierigen Marktlage, reagieren viele Organisationen nur noch statt selbst zu agieren. Wo das Management dies erkennt, steht die Entwicklung einer neuen kundenzentrierten Unternehmensstrategie im Fokus mit Auf- oder Umbau eines dazu passenden Customer Touchpoint-Managements mit vorheriger Analyse der vorhandenen Kunden-Services und deren Auswirkung auf Kundenzufriedenheit und Wertschöpfung.
Vor allem besteht bei Mitarbeitenden der Wunsch, hierbei die eigenen Fähigkeiten und Stärken zu nutzen, um diese in flachen Hierarchien und selbstorganisierten Teams ausschöpfen zu können. Oft fehlt in mittelständischen Unternehmen der hierfür benötigte strategische Unterbau mit grundlegender Wertekultur und unternehmensweiter Transparenz, der interdisziplinäres (agiles) Arbeiten erst ermöglichen könnte.
Aufgrund der geführten Gespräche mit Führungskräften ist festzustellen: Agiles Arbeiten benötigt ein effektives Vorgehen, schnelle Anpassungsfähigkeit und Kundenzentrierung. Dabei sind folgende Fragen zu beantworten:
- Was wollen wir langfristig erreichen (strategisches Ziel)?
- Welche Probleme unserer Kunden/unserer Stakeholder lösen wir damit?
- Was für Beziehungen möchten wir zu Kunden, Mitarbeitern und Partnern pflegen?
- Welche Haltung wollen wir einnehmen, um Ziele und Herausforderungen zu meistern?
- Wie lauten unsere Werte und Prinzipien, die unserem Handeln Orientierung geben?
- Welche Methoden erhöhen die Transparenz, Messbarkeit und Konzentration auf die wichtigen Themen?
Mensch und Kunde im Mittelpunkt agilen Handelns
Antworten auf diese Fragen liefert OKR, eine performance-orientierte Management-Methode. Sie kann unabhängig vom Fachgebiet (Marketing, Vertrieb, IT etc.) oder Geschäftsbereich zum Einsatz kommen. Die Methodik folgt den 12 Prinzipien agiler Organisationen (siehe Tabelle) und setzt Mensch und Kunde radikal in den Mittelpunkt des Handelns.
Arbeit sichtbar machen | Business Value | Qualität |
---|---|---|
Kleine Schritte | Adaption | Scheitern ermöglichen |
Inkrementell | Frühe Lieferung | Pers. Kommunikation |
Itarativ | Bevollmächtigte Teams | Konkrete Ergebnisse |
Selbstorganisierte Teams | Intrinsische Motivation | Veränderung |
Stetige Verbesserung | Mensch im Mittelpunkt | Akzeptierte Verantwortung |
Exkurs: OKR-Methode – Begriffserklärung und Zielsetzung
Objectives and Key Results (OKR) ist ein Rahmenwerk für Organisationen, das aus der Unternehmensvision und Unternehmensstrategie Teilziele für Teams und Mitarbeitern ableitet. Der Fokus liegt insbesondere auf das Ausformulieren klarer mittelfristiger Ziele (Objectives) und der Messung von daraus abgeleiteten Schlüsselergebnissen (Key Results).
Die Absicht von OKR ist es, die Unternehmensziele durch Servant Leadership und Klarheit zu erreichen. Dazu sind fokussiertes Handeln und der Wille zur Verhaltensänderung notwendig. Somit stellt diese agil wirkende Strategieumsetzungsmethode einen kritischen Denkansatz und kontinuierlichen Verbesserungsprozess dar und unterstützt die agile und sinnstiftende Mitarbeiterführung.
Das OKR-Framework besteht immer aus folgenden vier Elementen, dass auch bei der Planung und Begleitung im Rahmen von Beratungsmandaten im Fokus steht:
- Dem Leitbild (Vision – Strategiesches Ziel, 3-5 Jahre)
- Den Moals (Mid Term Goals – Operative Ziele, 12 Monate)
- Dem eigentlichen OKR-Zyklus (ca. 3-4 Monate)
- Und den OKR-Sets, bestehend aus Objectives und Key Results
Eine Schlüsselposition im OKR-Prozess hat der OKR Master. Seine Rolle ist u.a. Experte, Coach, und Change-Agent in einem. So sichert er den OKR-Prozess und sorgt für eine wirksame Realisierung.
OKR-Sets – die operative Ebene der Meethodik
Genauer eingehen möchte ich auf die OKR-Sets. Denn die Erarbeitung der Objectives und Key Results ist der Kern und die operative Ebene des Frameworks und knüpft direkt an die Vision und Moals an. Drei wesentliche Fragen sind zu beantworten:
- Wo will ich hin (Objectives)?
- Wie erreiche ich das Ziel? Oder besser gefragt: Wie messe ich, ob ich mein Ziel erreicht habe (Key Results)?
Das Objective ist eine inspirierend, qualitative und ambitionierte Zielbeschreibung. Folgende Kriterien sollen Objectives erfüllen:
- Visionsorientiert: Vision und Moals dienen als Inspiration für die Findung von Objectives. Wichtig: Es gibt keine gezielten Vorgaben. Jedoch ist es wichtig, dass die jeweiligen Objectives für den Zeitraum von 3-4 Monaten relevant sind.
- Aktivierend & positiv: Jedes Objective soll die Organisation/das Team/die Mitarbeiter*innen zu größerer selbstverantwortlicher Aktivität veranlassen. Sie sind aktiv, positiv und für alle im Unternehmen verständlich zu formulieren (mit aktivierenden Verben) und bilden nicht
den Status Quo ab.
Zu jedem Objective werden 2-4 Key Results formuliert, die ein quantitatives Schlüsselergebnis definieren und eine eindeutige Bewertung ermöglichen, ob ein Ziel erreicht wurde. So wird die notwendige Verbindlichkeit ermöglicht. Weitere Kriterien sind zu berücksichtigen:
- Ergebnisorientiert: Es ist wichtig, so konkret wie möglich die Key Results zu formulieren, damit eindeutig wird, wie man das Ziel erreicht.
- Akzeptiert & realistisch: Für eine hohe Motivation im Team ist eine realistische Einschätzung über das „Wie“ notwendig. Key Results können ambitioniert sein und anspornen, aber innerhalb des oben genannten Zeitraums erreichbar sein.
Nachfolgend einige Beispiele für Marketing-orientierte Objectives und Key Results:
Moal-Ziel | Objectives | Key-Results |
---|---|---|
Wir haben mit unseren Produkten und Services den Kundennutzen signifikant gesteigert. | Wir haben durch eine umfangreiche Kundenbefragung neue wertvolle Insights bekommen. | Eine Kundenumfrage mit 100 Teilnehmern zeigt uns die wichtigsten Bedürfnisse, Wünsche und Präferenzen unserer Kunden. |
Wir haben einen höheren Grad an Kundenzufriedenheit erreicht. | Unsere Kunden erhalten mehr Transparenz bei ihren Versicherungsangelegenheiten und sie erhalten Möglichkeiten, diese im Online-Kundenportal schneller und unkompliziert regeln zu können. | Wir haben mit über 50 A/B-Tests – zur Verbesserung der Servicequalität im Kundenportal – die Kundenbewertung von durchschnittlich 1,5 auf 4 Sterne (von max. 5 Sterne) gesteigert. |
Wir nutzen einen neuen (digitalen) Vertriebskanal zur Generierung neuer Käufergruppen und machen uns dadurch unabhängiger vom stationären Handel. | Wir verbessern/optimieren den Sales-Prozess unseres neuen Online-Shops und erhöhen die Kaufabschlussrate. | Erhöhung der Conversion Rate des Bestellvorgangs (ab Warenkorb) von 30% auf über 50% |
Fazit: OKR fördert Transparanz und Motivation und ist die messbasierte Methodik für agil-orientierte Unternehmen
Agil geführte Unternehmen haben die Fähigkeit, relevante Trends frühzeitiger zu erkennen und die Organisation pro-aktiv so auszurichten, damit sie kundenorientierter und wertschaffender handeln können. Die Agilität hat somit das Potential, die Identifikation der Mitarbeiter*innen zum Unternehmen und dessen Vision zu erhöhen. Durch mitbestimmende Arbeitsbedingungen steigern sich die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns erheblich.
Die OKR-Methode kann die agile Unternehmensführung unterstützen, weil sie auf eine detaillierte Regelsammlung verzichtet und stattdessen auf Transparenz und Motivation setzt. Sie bietet Teams und Mitarbeiter*innen basierend auf der Unternehmens-Vision ein messbares Zielsystem mit strukturierteren Zielvereinbarungsprozess an, um flexibler alle Aktivitäten an den Unternehmenszielen ausrichten zu können.
Der OKR-Prozess bezieht dazu die unterschiedlichen Perspektiven aus der Organisation ein, um die wichtigsten Themen zu identifizieren und einzuschätzen, was realistisch in einem Quartal möglich ist. Das reduziert das Gefühl der Überforderung während eines laufenden OKR-Zyklus. Ein wichtiger Vorteil dieses Vorgehens ist, dass Mitarbeitende so langfristig mentale Überforderungen entgehen können.
Als Management-Methode ist OKR aber zuallererst ein strategisches Bindeglied zu den operativen Aufgaben. Die Beantwortung oben genannter Fragen ist auch elementar für Marketing und Kundenmanagement. Vor allem das Kundenmanagement benötigt das Leitbild als Richtschnur, um die Aufgaben nachfolgender vier Teilbereiche messbar erfüllen zu können:
- Kundenorientierung: Durch Kundendialog und Servicebereitschaft.
- Kundenzufriedenheit: Durch übererfüllen der Erwartungen, bedarfsgerechter Service und Kommunikation.
- Kundenbindung: Durch Service und Mehrwerte – angepasst am Kundenwert, Innovation, Markenimage und Qualität.
- Kundenwert: Durch Performance Management mit klaren Vorgaben (z. B. Key Performance Indicators (KPI)) und Einsatz geeigneter Customer Relationship Management-Tools.
Dazu ist es notwendig, sowohl den Businessplan als auch die Marketingstrategie in den OKR zu verankern. Denn sie liefern die benötigten Referenzwerte und KPI‘s, auf die in den Key Results hingearbeitet werden kann.
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